Der Mond kocht

Viertelmond-Sonett

Viertelmond, du alte Sichel,
willste nicht mal Leine ziehn?
Bist nichts halbes und nichts ganzes,
bist nicht weg und nicht am glühn.

Mann, was hab ich für ein Kribbeln,
tief von unten kommt es her,
doch mir fehlt dein volles Leuchten
und die Lider werden schwer.

Werden schwer, dass ich bald schlafe,
doch du sichelst immerfort,
meine Hand, die fühlt hinüber,
plötzlich einen zarten Ort.

Ach, was fühl' ich - müde Finger,
wachen auf und streicheln sanft,
neben mir ertönt ein Seufzen,
so, wie ich's schon oft gekannt.

Und du Flöte wirst nicht größer,
grade heute bist du schmal,
doch ich sag dir eines nicht:
Na dann v'leicht ein andres mal.

Nix da, Freund, denn wenn es kribbelt,
kribbelt es bis hin zum End'.
Und das Seufzen wird schon stärker,
dass ich sag: Mach hoch das Hemd.

Ja, da guckst du, schmaler Blödmann,
denkst nur an den vollen Schein.
Aber Menschen, wenn es kribbelt,
könn' auch sichlig zärtlich sein.

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