Der Mond im Schlafrock

Der Mond im Schlafrock

Der Mond hat Pause. Genau 8 Stunden, 47 Minuten und 6 Sekunden.

Er sitzt auf seinem Stuhl aus Korbgeflecht, den er so sehr liebt und den er bei einer Trödlerin in der Milchstraße gekauft hat. Er trägt seinen lilafarbenen Satin-Schlafrock mit den vielen kleinen goldenen Sternchen darauf - heute ist ihm mal so - und er hat die Beine übergeschlagen. In der Hand hält er einen Caipirinha, den er ehrfurchtsvoll anblickt. Nicht wegen der vielen Limettenstückchen, die er in doppelter Menge wegen des Vitamin-C-Gehaltes hinein getan hat, sondern wegen dem dreifachen Schuss Pitu, den er sich heute genehmigt. Aber er will nach seiner Mondpause nicht unbedingt eiern.
Obwohl ihm das manchmal schon passiert ist. Doch unten hat das kaum jemand bemerkt. Also saugt er einen kräftigen Schluck durch den Strohhalm - einen echten Strohhalm übrigens - das kann er sich leisten, und verfolgt das angenehme Gefühl in seinem Gaumen; das sanfte Streicheln am Zäpfchen, ein leichtes Kratzen in der Speiseröhre und dann wie sich der Caipirinha um das erste Magengeschwür legt und es sanft einlullt.
Im Stillen wünscht er sich, Dieter hätte den Caipirinha gemixt, dann wirkte er irgendwie noch besser.

Aber Dieter ist nicht da. Er muss heute Sterne putzen und deshalb war der Mond zu Hause geblieben und nicht in die Sternestaub-Bar gegangen.

Das Magengeschwür scheint sich wohl zu fühlen, denn seine Nervosität lässt langsam nach. Das zweite Magengeschwür macht da schon länger auf sich aufmerksam, aber es lebt ja auch kurz vor dem Pförtner und wurde von diesem öfter mal mit zurückschießendem Gallensaft versorgt; morgens, wenn der Mond nach durchzechten Mondpausen mit einer kleinen Sterneputzerin leicht verkatert war. Dann sehen ihn die Menschen unten nur mit undeutlichen Umrissen und einem verschwommenen Schein umgeben. Der kommt vom Eiern.

Also nimmt der Mond noch einen kräftigen Zieher durch den Strohhalm, streckt die Beine weit von sich ...

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