Der Mond im Schlafrock

Sonnenwind-Strahl

Der Mond grübelt. Irgendwie muss er es schaffen, die Elfe zu sich nach oben kommen zu lassen. Die Sterneputzerin liegt ihm schließlich sehr am Herzen. Und ohne Elfe lernt er nicht kochen. Und ohne kochen überlegt es sich die kleine Sterneputzerin in ihrem aparten Sterneglimmerkleidchen vielleicht noch einmal anders.
Pling! Die Rettung naht. Er wird den Sonnenwind fragen. Der hat ihm damals zur Ordensverleihung auch mit seiner Uniform ausgeholfen. Also wählt er die galaktische Nummer vom Sonnenwind und horcht mit seinem Monoohr angestrengt in den Hörer. Der Sonnenwind geruht wohl wieder fest zu schlafen, denkt der Mond. Schon will er wieder auflegen, da knistert es in der mental-galaktischen Verbindung.
»Sonnenwind, hallo. Was ist dein Begehr zu dieser nachtschlafenen Zeit, du willst doch wohl keine Sonneneruptionen riskieren?«
»Oh bewahre, keineswegs! Ich habe wieder einmal ein kleines Problem und möchte dich um Hilfe bitten. Meine kleine Sterneputzerin möchte zukünftig auch mal etwas anderes essen, als das Angebot von MacGalakticus rauf und wieder runter. Und deshalb habe ich beschlossen, ein wenig kochen zu lernen. Stell dir vor, ich lasse mir hier eine Küchenzeile einbauen und kann dann in der Neumondpause die kleine Sterneputzerin mit Leckereien überraschen.«
»Du hast vielleicht Flausen im Kopf auf deine alten Tage. Hat es dich mit der Sterneputzerin derart erwischt, dass du deinen gesamten galaktischen Turnus durcheinander bringen willst? Wie stellst du dir das vor, wie willst du das umsetzen?«
»Also, das habe ich mir etwa so gedacht: Der Bautrupp vom Zentralnebel, der üblicherweise die schwarzen Löcher stopft, kann mir die Küchenzeile installieren, Dieter von der Sternestaub-Bar kann mich mit den Zutaten beliefern und die Elfe bringt die entsprechenden Gewürze mit. Und schon kann es losgehen.«
»Ne Elfe? Wie kommt die denn zu dem Vergnügen? Bandelst du neuerdings etwa auch mit den Irdischen an?«
»Also ein klein wenig Seriosität kannst du mir ruhig noch zugestehen. Die Elfe Hedwig von Kofelder ist eine alte Bekannte, mit der ich mich nächtens manchmal unterhalte. Sie ist eine lustige Elfe und für fast jeden Unsinn zu haben. Und da hat sie sich angeboten, mir das kochen beizubringen. Aber dazu muss sie erst einmal zu mir nach oben kommen. Und genau das ist mein Problem.«
»Verstehe. Was habe ich nun damit zu tun?«
»Ich möchte dich bitten, der Elfe ab und zu einen Teilchenstrahl zu schicken, auf dem sie nach oben spazieren kann. Du weißt, für eine Elfe ist fast alles möglich. Und du erfüllst mir damit einen Herzenswunsch.«
»Hach! Dein Herzenswunsch ist doch die kleine Sterneputzerin und ich und die Elfe sind doch nur Mittel zum Zweck, alter Zausel. Nun ja - warum soll der Mond nicht seine Verliebtheit ausleben. Dabei werde ich dir also helfen. Ich wäre ja emotional nahe an der Kosmischen Kälte, würde ich dir nicht diesen kleinen Gefallen tun. Ruf mich einfach an, wenn du ein Date mit der Elfe hast und gib mir ihre Ko-ordinaten durch.«
Pling. Der Sonnenwind hat abrupt aufgelegt. Der Mond legt nach diesem Telefonat an Leuchtkraft zu und auf der Erde wird sofort fleißig daran gearbeitet, die Bevölkerung zu vermehren. Dann ruft der Mond den Zentralnebel an. Er zittert, so nervös ist er, hängt es doch davon ab, ob er zwei kleine Asteroidenfresser bekommt, die ihm die Küchenzeile einbauen.
»Zentrrralnebel am Aparrrat«, knarrt es aus dem Hörer.
»Erdenmond hier. Ich grüße dich aus der Ferne und komme gleich mal zu meinem Anliegen. Hast du ...«
»Du wirrrst ja immerrr fixer, Jungchen«, unterbricht ihn der Zentralnebel unwirsch, »möchtest wohl gerrrn wiederrr schwarrrze Löcher stopfen, hä?«
»Keineswegs, oh großer Zentralnebel, ich möchte dich um etwas bitten.«
»Ich hörrre. Nun, da du den Galaktischen Orrrden trrrägst, bin ich geneigt, mich mit dirrr verrrnünftig von Mann zu Mann zu unterrrhalten. Was ist dein Begehrrr?«
»Ich werde mich modernisieren. Und dazu könnte ich zwei oder drei deiner Asteroidenfresser gebrau-chen. Als Aushilfspersonal, sozusagen.«
»Moderrrnisierrren? Wo kommen wirrr denn da hin? Es rrreicht doch wohl, dass uns deine irrrdischen Kumpels schon haufenweise Sonden hochschießen. Glücklicherrrweise bin ich da weit außen vorrr. Also sprrrich.«
»Ich möchte weiter nichts als eine Küchenzeile. Und dazu benötige ich Monteure.«
»Küchenzeile? Was ist denn in dich gefahrrren?«
»Ich lerne kochen.«
»Du bist plemplem!«
»Nein, ich lerne kochen und basta. Leihst du mir die Asteroidenfresser?«
»Errrst, wenn du mirrr sagst, was dich an die Töpfe trrreibt.«
»Die kleine Sterneputzerin.«
»Natürrrlich, das hätte ich gleich wissen müssen. Eurrre Verrrliebtheit hat man ja schon bei derrr Orrrdensverrrleihung nicht überrrsehen können. Du bekommst die Asterrroidenfrrresser. Aber behandele sie sorrrgfältig, denn wenn meine Kolonnen geschwächt sind, schlagen die Schwarrrzen Löcherrr überrr die Strrränge.«
Der Mond bedankt sich und legt auf. Nach einem Telefonat mit Dieter von der Sternestaub-Bar hat er alles geklärt und nach fünf Tagen ist seine Küchenzeile montiert. Er informiert den Sonnenwind für den ersten Elfenstrahl.

© Christian Koch

(vom 27.01.2016, 17:12 Uhr)

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